Was für eine Freude. Nun ist es endlich soweit.
Die Impfpflicht bei den Gesundheitsberufen und folglich auch in der Pflege ist seit dem 15.3.22 gesetzlich verpflichtend. Und das Gejammer von ungeimpften Pflege- und Betreuungskräften, aber auch von manchen Ambulanten Pflegediensten oder Einrichtungsleitern von Pflegeeinrichtungen ist unüberhörbar.
Wenn man diesen Menschen Glauben schenkt, ist es praktisch der Anfang vom Ende der Pflege. Der Pflegenotstand wird nun noch größer, der Personalmangel fürchterlich, und so weiter und so weiter. Es gibt schon seit vielen Jahren einen eklatanten Personalmangel in der Pflege. Jetzt werden wohlmöglich einige neue unbesetzte Stellen dazu kommen. Da gilt es nach wie vor unbedingt Abhilfe zu schaffen. Aber eben nicht um jeden Preis. Man kann es auch so sehen: nun bietet sich die Chance alle die auszusortieren, die man in der Pflege und Betreuung eh nicht sehen will. Zumindest ich nicht.
Es wird schon klar: ich bin ein totaler Befürworter der Impfpflicht für Pflegeberufe. Es gibt wirklich absolut keinen vernünftigen Grund (natürlich außer gesundheitsbedingten Einschränkungen) sich nicht gegen Corona impfen zu lassen. Schon gar nicht, wenn man in der Pflege und Betreuung von einer Gruppe von höchst gefährdeten Menschen tätig ist. Was hört man da nicht alles. Unfruchtbarkeit, Chips im Körper, Langzeitwirkungen, Nebenwirkungen oder einfach nur „aus persönlichen Gründen“. Tja, Pech gehabt. Zählt jetzt alles nicht. Man braucht eine Impfung. Genauso wie schon länger z.B. Sozialpädagogische Fachkräfte in der Kita. Wobei es dort nach anfänglichen Protesten und ähnlicher Personalnot wesentlich geräuschloser vonstatten gegangen ist. …und es auch dort die befürchtete „Flucht“ aus dem Beruf gar nicht gegeben hat. Nebenbei braucht man für viele Berufe gesetzliche Voraussetzungen. Gesundheitszeugnisse für Metzger, Personenbeförderungsscheine für Busfahrer, Körperliche Fitness für Beschäftigte der Feuerwehr, usw., usw.. …und bevor sie nun denken: das kann man ja wohl nicht vergleichen. Doch kann ich. Weil es darum geht, dass der Staat notwendige Regeln aufstellt die für die Mehrheit der Gesellschaft nötig und sinnvoll sind.
Glaubt man den offiziellen Zahlen schwankt die Impfquote bei den Pflegeeinrichtungen zwischen 85 und 99 %. Das wird sich nun hoffentlich auf 100% ändern. Die Betreiber von Pflegeeinrichtungen können sich neu aufstellen und die unvernünftige, ungeimpfte, geistig vulnerable Gruppe von Besserwissern loswerden. Also nutzt die Chance. Lieber weniger Mitarbeiter als verantwortungslose. Auch ich habe mich von einer Mitarbeiterin in meinem Team getrennt, die aus irgendwelchen nicht erklärbaren Gründen meinte, die Impfung sei gefährlicher als das Virus. Ich nicht. Dafür habe es aber nicht für tragbar gehalten dann weiter in Pflegeeinrichtungen ein und aus zu gehen.
Wenn Menschen sich nicht impfen lassen wollen. So what. Interessiert mich im Grunde eher weniger. Dann erkranken sie halt schwerer und sterben im Zweifelsfall schneller. Ganz allein ihre Sache. Aber eben nicht wenn man in der Pflege und Betreuung hochaltrige, multimorbide Menschen betreut. Dann ist es nicht mehr Privatsache, sondern betrifft andere.
Das Problem wird eh ein anderes sein. Die Umsetzung und die „Gefälligkeitsgutachten“ von Ärzten (die es laut der Ärzteschaft natürlich gar nicht gibt).
Durchsetzen müssen die einrichtungsbezogene Impfpflicht die zuständigen Gesundheitsämter in den Städten und Landkreisen. Da soll das Amt mit diesen Mitarbeitern Kontakt aufnehmen und sie auffordern einen Nachweis nachzureichen. Auch die Plausibilität der vorgezeigten Atteste, etwa wegen einer Impf-Unverträglichkeit, wird überprüft. Gibt es Zweifel an der Echtheit oder wird weiterhin kein Impfnachweis erbracht, sollen die Gesundheitsämter ein Bußgeld bis zu 2500 Euro aussprechen. In letzter Konsequenz soll das Amt ein Betretungsverbot für das ungeimpfte Personal verhängen – soweit die Theorie. Voraussage: Sollten die Gesundheitsämter wie zuletzt in der Pandemie arbeiten, bleibt das eine absolute Utopie. Wer denkt sich so was bloß aus? Eine Einrichtung die jetzt schon völlig am Limit arbeitet, nochmal zu überfordern.
Staunen tue ich auch und immer wieder über die Politiker oder andere Verantwortliche aus Institutionen die ausschließlich auf Aufklärung und bessere Informationen setzen. Wer bitte in der Pflege und Betreuung (und nebenbei in der Gesamtgesellschaft) soll den jetzt noch nicht über Corona-Impfungen aufgeklärt sein? Sich nicht impfen zu lassen, ist doch nach 2 Jahren Pandemie eine bewusste Entscheidung. Wer durch Verschwörungsmythen oder Radikalität aber nicht mehr erreichbar ist, dem hilft eben nur noch ein gesetzliches Regelwerk.
Also, her mit der Impfpflicht – wenn irgend möglich für alle Bürger und Bürgerinnen – und die Chance die Pandemie bald wirklich zu beenden. Nicht nur als politisches Dekret auf dem Papier. Ich und meine Angehörigen möchten in Zukunft nicht von ungeimpften Pflegekräften gepflegt und betreut werden.