Es war wohl außerhalb der „Pflegeszene“ nur ein Randnotiz, aber die Pflegekammer Schleswig-Holstein hat nach nur ca. 3 Jahren seine Pforten schon wieder geschlossen.  Bei der Abstimmung über die Installierung der Kammer gerade noch eben die 50% Hürde geschafft, hat das Land vor einiger Zeit die Mitglieder abstimmen lassen ob die Pflegekammer nach vielen Protesten weiter bestehen soll. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig . Knapp 92 % votierten für die Auflösung der Kammer. Ich würde mal sagen: ein Tritt in den Arsch. Aber mit Anlauf!

Nun hat die Pflegeberufekammer ihren Abschlussbericht verfasst.  Hier liest sich dann wirklich beeindruckend was dort alles erreicht, getan und gemacht wurde.  Berufsfeldentwicklung; Rahmenweiterbildungsverordnung; Fragen der Pflegeberufeausbildung; Landespflegekongress; AG’s Kinderkrankenpflege ; Integration v. ausländischen Pflegekräften; Digitalisierung; Etihkkommission; Gremienbeteiligungen und Netzwerke;  9 Projekte wie z.B. „Ambulante Pflege – Neu Denken“; diverse Stellungnahmen, Positionspapiere; Serviceaufgaben und Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

Was mir eindeutig fehlt: eine kritische Auseinandersetzung. Vor allem mit sich selbst. Stattdessen nur Kästen mit offenen Fragen (die durchaus berechtigt sind). Wenn aber alles so fein, vorbildlich und gewinnbringend für die Pflege war, stellen sich doch dem eher unbeteiligten Betrachter ein paar Fragen: Was ist denn schiefgelaufen? Warum hat das in der Pflege scheinbar niemand wahrgenommen? Warum wollten die Mitglieder diese Kammer nicht?  Aber nix.  Kein Wort über Pflichtbeiträge, unnötige Bürokratie und Zweifel am Nutzen solch einer Einrichtung der Pflegenden.

Ganz offen wurde in der Szene gemurmelt das es besonders die Zwangsbeiträge waren, die der Kammer „das Genick gebrochen haben“.  Aber das wussten die 51% , die dafür gestimmt haben ja auch schon vorher. Kann ja eigentlich nicht ausschließliche Grund sein.

Wenn ich mit Pflegenden im Land gesprochen habe, war „den Beitrag zahlen zu müssen“ allerdings immer wieder der Hauptgrund der Ablehnung . Aber genauso häufig kam die Bemerkung: „ich weiß nicht wirklich was die in der Kammer machen außer Geld einzutreiben“. Das spricht ja eigentlich für eine völlig desolate Außendarstellung.

Anmerkung: Kurz nach dem Start der Pflegekammer hat das Kompetenzzentrum Demenz der Pflegekammer eine gemeinsame, größere Veranstaltung zum Thema Demenz in Kooperation angeboten. Ein wenig als Starthilfe und als Angebot auf zukünftige Kooperationen. Die Pflegekammer hat uns mit dem Hinweis abgesagt, dass keine Ressourcen da wären. Wir hatten allerdings längst angeboten, den größten Teil zu organisieren. Wäre eine gute Chance gewesen mit einer in Schleswig-Holstein sehr etablierten Institution auf sich aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich waren wir nicht die Einzigen denen es so ergangen ist.

Nun ja, die offenen Fragen müssen nun wohl in der Tat beantwortet werden. Seit die Entscheidung gegen die Kammer gefallen ist, ist die Gruppe der „Abwähler“ allerdings schon auffällig leise geworden. Ich bin gespannt ob die Dauernörgler von VERDI in die Hufe kommen. Im Themenfeld Pflege bekleckert sich die Gewerkschaft ja wahrhaftig nicht mit Ruhm, sondern kommt eher armselig rüber. Alle Verantwortlichen die für eine Auflösung eingetreten sind – auch aus der Politik und der Arbeitgeberseite – sind nun gefordert, an der Lösung der offenen Fragen mitzuarbeiten: Wer ist jetzt Ansprechpartner, wenn die Belange aller Mitglieder aus der Berufsgruppe berührt sind? Wie fließen die Interessen der Pflegenden ein, wenn es um zentrale Fragen wie Ethik, Berufsordnung und Weiterbildung geht?

Fazit:  Fehler auf allen Seiten. Miserable Außendarstellung samt kräftige Selbstüberschätzung der Pflegekammer. Und: insgesamt wohl rund 4,5 Mio. (mehr oder weniger) in den Sand gesetzt, die die Pflege anderweitig sicher hätte gut gebrauchen können.

PS: noch ein mir wichtiges Wort zu der nun ja ehemaligen Präsidentin der Pflegeberufekammer Patricia Drube. Ich kenne und schätze kaum jemanden in der Pflegelandschaft in Schleswig-Holstein wie Frau Drube und ihr Engagement. Schade, dass sie es bei diesem Projekt nicht besser und länger zeigen konnte.  Aufstehen, Krone richten und weiter!