Auszüge aus der Gebrauchsanleitung:
„Die Spielidee: Die magnetischen Figuren halten Kleider und Gesichter, die einfach auszutauschen sind. Durch den Wechsel entstehen immer neue Eindrücke von Menschen im Alltag, im Beruf oder im Festgewand. Die Fülle des Lebens wird spürbar und wirkt auf Menschen mit Demenz anregend.
Fachlicher Hintergrund: Die Anforderungen im Bereich der kognitiven und motorischen Fähigkeiten
sind an die teilnehmenden Menschen mit Demenz anpassbar. Figuren und Kleidungsstücke lösen Gefühle und Erinnerungen aus, Farben und Formen wirken anregend. Die kognitiven Anforderungen des Spiels sind gering, so dass Menschen mit Demenz praktisch nichts falsch machen können. Objekte, die gesehen und in die Hand genommen werden können und über die gesprochen wird, nutzen mehrere Sinneskanäle, die für Menschen mit Demenz einen Zugang zu ihren Erinnerungen im Altgedächtnis schaffen können. Ein Kleidungsstück in die Hand nehmen und an der Magnetfigur anbringen, sind einfache Handgriffe, die auch Menschen mit Demenz in leichten und mittelschweren Krankheitsstadien der Demenz gut bewältigen können. Wenn Kraft und Geschicklichkeit nachlassen, brauchen sie mehr Hilfestellungen. Alleine das Anschauen der Materialien stimuliert und löst Freude aus, auch bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Menschen in leichten bis mittelschweren Stadien der Demenz werden zum Erzählen angeregt. Menschen mit Demenz erleben Gemeinschaft in der spielenden Gruppe oder im Einzelkontakt mit der Betreuungsperson.“
Inhalt:
2 magnetische Figuren (Mann und Frau) mit Sockel
18 Kleidungsstücke aus Stoff oder Filz
12 Gesichter (6 Frauen und 6 Männer)
Quelle: http://www.heimap.de/Produkte/-Ne-gute-Figur Stand: 10.2.15
Man kann es auch so sehen
Das oben beschriebene Spiel oder ähnliche Materialien steht hier im Grunde nur exemplarisch. „Sinnesstimulierendes Beschäftigungsmaterial“ welches für Menschen mit Demenz in bestimmt 100 verschiedenen Varianten fortlaufend entwickelt wird lauert überall. Die Ideen werden dabei immer merkwürdiger. Kein Wunder, es bleibt ja auch mit der Zeit nicht mehr so viel übrig, was man noch neu (oder neu gestaltet) und gleichzeitig gewinnbringend auf den Markt schmeißen könnte.
Biografisch gesehen mögen in dem obigen Beispiel ja „Anziehpuppen“ aus Karton die mit selbst ausgeschnittener Kleidung versorgt werden vielleicht gerade noch passend sein. Aber wer hat in seinem Leben denn schon jemals an metallischen Puppen Filzklamotten geheftet? Und vor allem: warum sollte das Spaß machen?
Wenn man sich dann noch die „Gebrauchsanweisung“ durchliest, wird es aber – wenn der ganze Ansatz nicht so traurig wäre – doch amüsant. „Die Fülle des Lebens wird spürbar und wirkt auf Menschen mit Demenz anregend“ oder „Zwei Figuren gestalten die Szenen des Lebens“ oder „Alleine das Anschauen der Materialien stimuliert und löst Freude aus, auch bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz“ sind Sätze die wesentlich mehr versprechen als sie wahrscheinlich jemals halten können. Fazit der „Macher“: Menschen mit Demenz erleben Gemeinschaft in der spielenden Gruppe oder im Einzelkontakt mit der Betreuungsperson.
Mag ja ganz, ganz, ganz wohlwollend betrachtet, vielleicht alles möglich sein. Aber warum nimmt sich die Pflege- oder Betreuungskraft nicht einfach Zeit und ein paar biografische Materialien und lässt das überflüssige Spiel einfach weg? Das macht mindestens genau so viel Spaß und kann die „Fülle des Lebens“ und Wohlbefinden auch für weit weniger Geld spürbar werden.